Stelldichein der internationalen Webbranche
Der WebSummit wurde vor fünf Jahren mit dem Ziel gegründet, eine Konferenz auf Basis von Datenanalysen optimal zu organisieren. Das Checkin ist denn auch nur via App möglich - vermutlich werden so auch Bewegungsprofile getrackt, um die Besucherströme zu analysieren, wie das zur Zeit z.B. auch die Manor in ihren Warenhäusern tut. Die App bietet aber auch einen Mehrwert: So kann man nach allen Teilnehmern suchen und sich mit ihnen verbinden und unterhalten. Oder sein eigenes Interessenprofil hinterlegen und die App macht dann Vorschläge für geeignete Vorträge. Bei über 1'000 Voträgen am WebSummit ein durchaus nützliches Feature... Durch Zwang oder Anreize können also Daten generiert werden, die anschliessend wiederum den zugrunde liegenden Service verbessern.
"Details matter"
Dies lassen uns die Veranstalter überall wissen. Die Organisation ist auch auf entsprechend hohem Level. Die Besucherflüsse sind so gut es geht optimiert (separierte Ein- und Ausgänge zu den Stages und zwischen den Hallen, etc.), die Bühnendesigns sind sehr ansprechend und die Batches haben extra kurze Laynards, damit sie nicht über dem Bauchnabel sondern in lesbarer Höhe hängen. Nur der ausgeschenkte Kaffee war extrem schlecht. Bei der hohen Konzentration an Programmierern eigentlich ein No Go ;-)
Hot Topics der Webbranche
Die Vorträge dauerten nie länger als 20 Minuten. Es war also mehr ein Kratzen an der Oberfläche. Dafür hat man aber relativ schnell einen groben Überblick über die relevanten Themen in den verschiedensten Bereichen, von Social Media über Health Tech zu Industrial Internet, Start-ups oder Online Marketing. Unter all diesen Themen in den verschiedenen Bereichen haben wir folgende gemeinsame Trends festgestellt:
- "Dinge" werden intelligenter. Sowohl Glühbirnen als auch Türschlösser (respektive deren App auf dem Smartphone) werden den Kontext erkennen und angepasst darauf reagieren. Die Beleuchtung im Haus wird die Farbe also je nach Stimmung oder Zeitpunkt automatisch anpassen und vom Nutzer lernen.
- Apps werden gemeinhin als mühseliger Übergang gesehen, bis sich die kontextbasierten Aktionen durchsetzen/möglich werden. "There's an app for that" ist nur Ausdruck fehlender anderer Interaktionsmöglichkeiten. Wieso sollte man die eine App öffnen, um das Türschloss zu Hause zu öffnen, wenn doch das Smartphone wissen kann, dass wir vor der Türe stehen und diese automatisch öffnen kann. In diesem Zusammenhang eröffnen sich auch völlig neue Möglichkeiten durch die ganzen Wearables (Smartwatches, etc.).
- Computer und Roboter sollen Menschen unterstützen, nicht "versklaven". Die Automatisierung wird oftmals als "Jobkiller" bezeichnet. Vertreter von Roboterherstellern waren sich jedoch einig, dass sich das Anforderungsprofil einfach verändert. So sollen Roboter die gefährlichen, langweiligen und repetitiven Tätigkeiten übernehmen, während sich Menschen entweder auf die menschliche Interaktion oder aber spannendere (Spezial-)Tätigkeiten konzentrieren können.
- Nicht nur "Dinge" werden intelligent, auch Prozesse. Dank der zunehmenden Digitalisierung können Prozesse intelligent beschleunigt werden. Accenture hat zum Beispiel eine Software entwickelt, die ähnlich einer Gesichtserkennungssoftware, die Beschädigung von Unfallautos erkennt und in leicht, mittel, schwer unterteilt. Versicherungsnehmer können so noch am Schadenplatz ein Foto aufnehmen und der Prozess kann situativ darauf reagieren und die richtigen Schritte einleiten.
Chancen für KMU
Bereits in einem früheren Blogeintrag haben wir 4 Schritt Richtung Digitalisierung für KMU aufgezeigt. Wie die oben beschriebenen "Hot topics" zeigen, sind auch grosse Firmen erst am Anfang. Ausserdem ist "die Digitalisierung" ein kontinuierlicher Prozess. KMU können sich bereits mit einfachen Mitteln einen Wettbewerbsvorteil schaffen, indem sie bereits früh anfangen, ihre Prozesse und Tools zu digitalisieren, zu automatisieren und somit intelligenter zu machen. Dies entlastet KMUs von langweiligen und repetitiven Arbeiten und schafft so Kapazitäten für die Leistungserbringung und einen besseren Kundenservice. Zudem: Wer den Anschluss verliert, wird es in Zukunft immer schwieriger haben, im kompetitiven Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die drei Tage in Dublin waren sehr spannend und aufschlussreich. Aber auch anstrengend aufgrund der vielen Informationen und Besucher. Der Anlass ist empfehlenswert für alle, die schnell einen globalen Überblick über die relevanten Themen erhalten möchten. Lohnen kann es sich auf jeden Fall auch für Startups mit einem konkreten Produkt, welches sie dort ausstellen und so Kontakte zu Investoren aus der ganzen Welt knüpfen können.